Aus Mittelamerika stammend, war sie im 18. Jh. in den Gewächshäusern Belgiens und Frankreichs aufgetaucht. 1819 gelangten die ersten Setzlinge nach Réunion, wo bald schon der Streit ausbrach, ob der Import dem Schiffskapitän oder dem begleitenden Botaniker zur Ehre gereichen sollte. Ein viel größeres Problem jedoch war die Bestäubung der neuen Gewürzorchideen, denn Kolibris oder geeignete Insekten, die die Bestäubung vornehmen, gibt es nicht auf der schönen Insel La Réunion…
Der Sklave Edmond fand jedoch im Jahre 1841 heraus, wie man die Vanilleblüten künstlich befruchtet.
Angebaut wird die Bourbon-Vanille im feuchtwarmen Klima der Côte au Vent im Osten der Insel. Zwischen St. Philippe und Ste. Rose wachsen sie wie Lianen im Unterholz des Waldes, in dem man zunächst keine Plantage vermuten würde. In der Region von St. André und Ste. Suzanne werden die Orchideen ebenso unauffällig zwischen den Zuckerrohrfeldern angepflanzt und kultiviert. Nach langen drei Jahren erscheint die erste Vanilleblüte, jetzt ist höchste Aufmerksamkeit erforderlich, denn es bleiben nur ein paar Stunden, um die Bestäubung durchzuführen, bevor sich die Blüte wieder schließt. An der Befruchtungsmethode hat sich übrigens seit Edmond nichts verändert. Für die Befruchtung sind es meist Frauen oder Kinder, die mit schmalen Fingern in die Blütenblätter fassen und die Staubgefäße auf die geöffnete Blütennarbe drücken.
Wegen des ungleichzeitigen Erblühens ist zwischen den Monaten November und Jänner der tägliche Gang durch die Plantage unabdingbar. Nach der Ernte der Pflanze dauert es allerdings noch ein Jahr bis die begehrten Schoten ihr endgültiges Aussehen erlangen. Um den natürlichen Reifeprozess zu stoppen, werden die (noch grünen) Schoten zunächst 3 Minuten lang in 65° heißem Wasser erhitzt (échaudage). Anschließend “schwitzen” sie in wollegefütterten Kisten, wo sie unter Einwirkung von Enzymen ihre Schokoladenfarbe annehmen (étuvage). Nach dem Ausschwitzen kommen sie eine Woche lang 3 Stunden täglich in einen 65°C heißen Ofen und eine weitere Woche 3 bis 5 Stunden in die pralle Sonne, bevor sie im Schatten auf gut belüfteten Lattenrosten weitertrocknen (séchage). Dann liegen sie im Verschlusskorb (mise en malle) weitere 8 Monate, wo sich langsam ihr herrliches Aroma entwickelt, bis sie dann endlich gereift und fertig für den Verzehr ist.
Die Bourbon Vanille macht ca. 75% der Weltproduktion aus, wobei nur knapp 10% von Réunion stammen. Der Großteil der Bourbon Vanille wird auf den Komoren, auf Madagaskar und in Indonesien produziert.